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Schreibstil finden? 3 Wege, deine Schreibstimme zu entfesseln

Autorenbild: SarahSarah

 Richtig gute Blogartikel schreiben, grandiose Texte für deine Webseite verfassen, Woche für Woche mitreißende Newsletter versenden: Das wollen wir alle, oder? Und besonders großartig wird es dann, wenn jede Person, die deine Texte liest, sofort weiß: Die können NUR von dir geschrieben worden sein. Weil sie unverkennbar deine Handschrift tragen – DEINEN Schreibstil.

 

Wenn du dich aktuell noch fragst, wo du deinen Schreibstil finden kannst und warum er noch nicht so sichtbar ist, wie du dir das wünschst, ist dieser Artikel für dich. Denn wir machen uns gemeinsam auf die Suche (oder eben nicht).

Schreibstil finden: Schluss mit dem Versteckspiel

In ihrem Buch „Kreativität“ erzählt Melanie Raabe die Anekdote von Michelangelo, der den Prozess seines Schaffens beschreibt. Auf die Frage nach dem Geheimnis seines Genies und der Methode, nach der er sein Meisterwerk, die Statue von David, erschuf, sagte er der Überlieferung nach: „Ganz einfach: Ich entfernte alles, was nicht David ist.“

 

Für mich ist das Leitbild des eigenen Stils: Du musst ihn nicht „finden“, denn, und jetzt kommt eine richtig gute Nachricht: Insgeheim hast du ihn schon längst. Er ist schon da. Und alles, was brauchst, um ihn sichtbar zu machen, ist: Alles weglassen, was eben NICHT dein Stil ist.

 

Bevor wir uns anschauen, was deinen Stil aktuell womöglich noch verdeckt, hier noch ein kleiner Denkanstoß vorab:

 

Warum dürfen andere ihren eigenen Stil haben, wir aber nicht?


Die Sache mit dem eigenen Stil ist die: Oft bewundern wir Menschen, die ihren individuellen Weg gefunden haben, bestimmte Dinge zu tun, gestatten uns selbst aber nicht die gleiche Freiheit. Weil wir das Gefühl haben, dass WIR uns an bestimmte Grundlagen und Regeln halten müssen. Weil wir grundsätzlich davon überzeugt sind, nicht gut genug zu sein, oder weil wir uns einfach nicht trauen, uns von der „Norm“ wegzubewegen. Aber warum? Was haben wir zu verlieren?

 

Ein simples Beispiel: Caroline Wahl hat ihre Romane „22 Bahnen“ und „Windstärke 17“ in einer Art Drehbuchstil aufgebaut, indem sie vor die wörtliche Rede den Namen der sprechenden Person mit Doppelpunkt platziert. Das finden wir im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, weil es nicht der gängigen „Roman-Norm“ entspricht. Es wirkt auf gewisse Weise „karg“, aber: Es passt richtig gut zur Story der Bücher, wir gewöhnen uns ganz schnell an ihre Methode, das Buch liest sich federleicht, und der ihr ganz eigene Stil bleibt uns auch nach dem Lesen positiv in Erinnerung – obwohl er doch gar nicht den üblichen Roman-Gepflogenheiten entspricht.   

 

So weit, so gut.

 

Jetzt die Masterfrage: Erlaubst du dir, deine Blogartikel in einer Art und Weise zu verfassen, die nicht der „Norm“ entspricht, sondern die so ist, wie sie dir gerade in den Sinn kommt und dir ganz persönlich richtig gut gefällt? Womöglich lautet die Antwort Nein – aber warum eigentlich?

 

Überlegen wir doch mal: Hätte Caroline Wahl alle Ratgeber á la „So schreibt man einen Roman, der ultimative 10-Punkte-Plan“ gelesen und aufs Schärfte verfolgt, wäre ein ganz anderer Roman entstanden – und der wäre vielleicht niemals so erfolgreich geworden.

 

Da schließt sich die nächste Frage an: Warum darf sie das machen, du aber nicht?

 

….

….

….

 

Nein, ich finde auch keinen Grund dafür.

 

 

Was deinen Schreibstil noch verdeckt 

Machen wir es kurz: Während du dich noch damit abmühst, deinen eigenen Schreibstil zu finden, liegt er still und leise verborgen unter einer Tonne unnötigen Ballasts – deine Aufgabe ist, ihm den Weg an die Oberfläche zu bahnen.

 

Und was überlagert deinen Schreibstil so? Nun, da wären:

 

  1. Zu viel Druck und aufgezwungene Regeln von außen, die dir einen Stil diktieren, der dir nicht entspricht

  2. Zu viele Vergleiche mit anderen, die dich ständig an dir zweifeln lassen und dafür sorgen, dass du vielleicht gar nichts zu Papier bringst.

  3. Fremde Stilelemente, die du von anderen kopierst, die gar nicht zu dir passen und dich unauthentisch wirken lassen

  4. Eine generelle Mutlosigkeit, weil du von vornherein denkst, dass dein Stil für die Tonne ist.

 

Die gute Nachricht ist aber: Es gibt Mittel und Wege, um all das aus dem Weg zu schaffen – und ich zeige dir jetzt einige Möglichkeiten, die du unbedingt ausprobieren solltest:  

 

Entfessle deinen Schreibstil – und zwar so:

 

1.   Wirf alle Regeln über Bord

Achtung Disclaimer: Ich bin kein Schreib-Punk, der dich zur absoluten Text-Anarchie aufruft. Ich stelle mich nicht grundsätzlich gegen alle Regeln und ich finde auch nicht alles, was als klassische Grundlage für gute Texte gilt, doof.

 

Denn Regeln geben uns Orientierung und agieren als Leitplanken für unser Schaffen – sie sind aber eben auch NUR das, und keine Checkliste, die du akribisch von a – z durcharbeiten solltest (ok, mit Ausnahme von Rechtschreibregeln – damit darfst du es gern so genau wie möglich nehmen).

 

Betrachte die klassischen Textgrundlagen, die dir an jeder Ecke begegnen, und auch alles, was du damals in der 10. Klasse im Deutschunterricht gelernt hast, als unverbindliche Handlungsempfehlung: Wenn du das Gefühl hast, dein Text ist nicht so rund, wie du dir das vorgestellt hast, schau doch mal, ob du mit den klassischen Tipps etwas für den Text tun kannst. Liest sich jetzt besser? Perfekt! Klingt plötzlich superlangweilig und nicht mehr nach dir? Dann war es nicht die passende Lösung.

 

Vergiss nie, dass es sich hier um deinen Text handelt – und du kannst damit machen, was immer du willst. Niemand wird dir am Ende eine Note darauf geben, stattdessen misst sich der Erfolg deines Texts daran, ob deine Botschaft bei deiner Zielgruppe ankommt und ob dein Text wirklich nach dir klingt – denn das sind die Erfolgsfaktoren guter Texte.

 

2.     Bleib bei dir – lies nicht zu viel, was andere schreiben

Ich kenne das selbst: Wenn wir zu oft gucken, was andere so schreiben, kann das unseren Schreibstil ganz schön verwässern. Wir übernehmen unbewusst bestimmte Formulierungen oder stilistische Elemente und merken gar nicht, wie sich unser Stil dadurch verändert.


Nicht umsonst lesen viele Schriftsteller:innen deshalb keine anderen Romane, solange sie selbst an einem eigenen schreiben. Und wenn schon Schriftsteller das machen, kannst du dir daran ruhig ein Beispiel nehmen.


Vergleiche können dich aber auch in inhaltlicher Form ziemlich verwirren: Wenn du dir vornimmst, einen Blogartikel über die besten Wege, nach einem anstrengenden Tag zur Ruhe zu kommen, zu schreiben, sollte nicht dein erster Gedanke sein: „Was haben die anderen bisher dazu geschrieben?“ Denn DU hast dir vorab Gedanken zu diesem Thema gemacht, und genau diese sollten nun in den Text fließen – nicht der Input von anderen.


Auch ich als Texterin kenne das übrigens nur zu gut und tappe öfter in diese Falle, als mir lieb ist. Ich muss mich heute davon abhalten, andere, bereits existierende Artikel zum Thema „Wie finde ich meinen Schreibstil?“ zu lesen. Denn was würde passieren? Wenn sie sich die Inhalte signifikant von dem unterscheiden, was ich hier schreibe, käme ich ins Zweifeln: Stimmt das überhaupt, was ich hier von mir gebe? Sollte ich Aspekt a, b oder c noch mit aufnehmen?


Unnötig! Wenn du nicht gerade eine Doktorarbeit schreibst, kann kein Text kann ALLE Aspekte eines Themas abdecken, und deine persönliche Sicht auf die Dinge ist zudem wichtiger als eine objektive Berichterstattung (dafür haben wir ja Wikipedia und Co.)


Tipp

Mittlerweile mache ich es so: Wenn ich nach dem Schreiben das Gefühl habe, mein Text könnte noch den ein oder anderen zusätzlichen Aspekt vertragen, um sich vollständig anzufühlen, gebe ich ihn ChatGPT zu lesen und frage nach zusätzlichen Ideen. ChatGPT spuckt mir dann meistens viele zusätzliche Punkte aus, von denen ich mindestens die Hälfte für Quatsch halte – die andere Hälfte liefert mir meist Inspiration für ein bis zwei zusätzliche Absätze. Oder ich merke: Ist eigentlich doch alles schon gut so, wie es ist.

 

3.   Schreibe, ohne zu denken

„Write drunk, edit sober“, wusste schon Ernest Hemingway. Mag sein, dass er selbst diesen Satz komplett wörtlich genommen hat, ich möchte dich an dieser Stelle aber nicht dazu ermutigen, dich mit drei Wodka-Tonic in Stimmung fürs Schreiben zu bringen.

 

Denn der Sinn hinter dieser Aussage hat nichts mit deiner Promille-Zahl zu tun, sondern sagt folgendes aus: Schreibe, ohne dabei zu viel nachzudenken. Lass die Worte fließen, so unsinnig sie auch sein mögen.

 

Vielen von uns fehlt, wenn wir betrunken sind, der innere Filter. Dann sagen wir Dinge, die wir am nächsten Morgen bereuen, wir quatschen unserem Exfreund nachts um halb 4 Blödsinn auf die Mailbox oder machen voller Enthusiasmus die Nacht durch, obwohl wir am nächsten Morgen einen wichtigen Termin haben (been there, done that).

 

Aufs Schreiben übertragen heißt das: Wenn wir schreiben wie betrunken, lassen wir los. Wir schreiben auch den größten Schwachsinn aufs Papier und halten ihn in diesem Moment für genial. Und guess what? Es ist egal – denn außer uns selbst wird niemand sonst diese Ergüsse zu Gesicht bekommen.

 

Dafür passiert folgendes: Am nächsten Tag setzen wir an den Text und schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, ABER: Wir stolpern dennoch – versprochen – über den ein oder anderen guten Gedanken, den wir vielleicht nicht gehabt hätten, wenn wir die Sache von vornherein völlig verkopft angegangen wären. Und das Wichtigste an der ganzen Sache ist aber: Wir haben jetzt bereits einen ersten Text. Wir müssen heute nicht auf dem weißen Blatt starten, sondern können mit einer Grundlage (so schlecht sie auch sein mag) arbeiten. Wir können löschen, streichen, hinzufügen, abändern – und schon ist unser Text auf dem Weg, und zwar: In UNSEREM eigenen Stil.


Bonustipp: Mach’s dir leicht

Oft ist der Weg zum eigenen Stil gepflastert von vielen schlechten und mäßig gelungenen Texten, die dir im Nachhinein eine Gänsehaut bescheren. Das ist normal. Wer in einer Sache gut sein will, muss wohl oder übel akzeptieren, sie anfangs nicht besonders zu beherrschen. Du kannst selbst entscheiden, ob du diese Phase doof und unspaßig findest und dich hindurchquälst, bis du ENDLICH besser bist. Oder du entschließt dich, den Prozess zu genießen. Dich ungeniert und mit Spaß auszuprobieren, bis du merkst: Das ist es. Das ist mein Stil.

 

Vielleicht hast du deinen Schreibstil längst freigelegt – und siehst nur nicht richtig hin?

Manchmal sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht – und ich behaupte, mit unseren Texten passiert uns das sogar ziemlich häufig. Nimm dir doch mal einen Moment und lies deine bisherigen Texte durch. Kannst du Elemente entdecken, die du magst und die sich in unterschiedlichen Texten wiederholen? Redewendungen, die du besonders gern verwendest? Worte, die ganz selbstverständlich in deinem Sprachgebrauch sind?


All das sind deine Love Words: Worte, die deinen Stil besonders prägen. Schreib sie dir heraus, mach dir eine Liste – und sei dir bewusst, dass du soeben ein besonders wertvolles Element deiner eigenen Markenstimme gefunden hast – Glückwunsch!

 

Eine Anstiftung zum Freilegen

Dein Schreibstil ist ein zentrales Element, das dir alle deine Textarbeiten leichter macht – denn wenn du dir in deinem Stil sicher bist, schreibst du deine Blogartikel schneller, deine Website-Texte gehen dir leichter von der Hand, deine Newsletter schreibst du vielleicht einfach mal zwischen Tür und Angel… Es lohnt sich also, an deinem Stil zu feilen wie Michelangelo an der Statue des David. Fang einfach an, hab Spaß, experimentiere – es kann eigentlich nur gut werden!

 

Und wenn du dir eine Sparringspartnerin an deiner Seite wünschst, die dir hilft, deinen Schreibstil aus dir herauszukitzeln – schreib mir gern! Schau gern hier vorbei und finde heraus, wie wir zusammenarbeiten können. Ich freu mich!

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